====== Historische Zeit / Literaturepochen ====== Literarische Epochen kennzeichnen eigenständige Abschnitte der Literaturgeschichte. Die Einteilung in Epochen hat Ordnungsfunktion, trägt dazu bei, einen Überblick über die Literaturgeschichte. Das literarische Schaffen in unterschiedliche Epochen benennen und voneinander abzugrenzen, befähigt, die relevanten Veränderungen der Literatur erkennen, verstehen und erklären zu können. Bei den Literaturepochen handelt es sich aber nicht um naturgegebene unverrückbare Grenzen. Literarische Epochen [...] Epochenbezeichnungen sind Konstrukte, mit denen Werke, die in gleicher Zeitabschnitt entstanden sind und tatsächliche Gemeinsamkeiten aufweisen, und sich durch Merkmale auszeichnen, zusammengefasst. [...] Epochenbezeichnungen für Werke in verschiedene Epochen sind oftmals erst im Nachhinein vorgenommen worden. Die Epochengrenzen sind in der Regel nicht ganz einfach festzustellen, da die Übergänge zwischen den aufeinanderfolgenden Epochen eher fließend sind. Viele Autoren haben mehrere Epochen durchlaufen, in der Schaffensphasen ihr Stil sich geändert, oft ist kein klares Epochenbewusstsein vorhanden. Deshalb sind oft inhaltliche und zeitliche Überschneidungen zwischen den Literaturepochen festzustellen. So hat Goethe zum Beispiel aufgrund seines langen Lebens nicht nur die Zeit des Sturm und Drangs, sondern auch die Zeit der Klassik und der Romantik durchlebt. Daher ist es nicht immer sinnvoll, Werk und Dichter einer bestimmten Epoche zuzuordnen, obwohl es durch Merkmale gekennzeichnet ist, Faust II dagegen durch die Merkmale der Klassik und der Romantik. Bei der Interpretation eines Textes einer Epoche ist daher nicht immer eindeutig zu [...] finden, die von der aktuellen Strömung ihrer Entstehungszeit abweichen. Über manche Werke wird heute noch dafür gestritten, ob sie nur der einen oder der anderen Epoche angehören. \\ \\ **In aller Kürze:** * eigenständige Abschnitte der Literaturgeschichte * Werke können nach [...] und Strömungen gruppiert werden * Autoren und somit ihre Werke sind oft durch mehrere Strömungen beeinflusst worden \\ \\ ===== Kritische Gedanken zu den Epochen-Begriffen ===== ''Rainer Rosenberg (1997)'' Keine Geschichtsschreibung kann alles, was sich ereignet hat, gleichgewichtig abbilden; jede orientiert an vorgenommenen [...] Epochen zu ordnen, kann nicht als Konstruktion verstanden werden die Epochen orientieren sich stets an dem nationalen Rahmen z.B. der deutschen Literatur in der jeweiligen Landessprache in dem sich [...] die Nation zu [...] historische Prozesse nicht kongruent. In einigen ost- und südosteuropäischen Literaturen, z.B. greifen Aufklärung und Romantik ineinander, sodass die Periodisierung der europäischen Literaturen hier ein großes Problem, sie können überhaupt nicht [...] Literaturgeschichtsschreibung entwickelt. ''Karl Otto Conrady (1985)'' „Oftmals bieten sich Epochenbegriffe etwa an, was so in der Realität überhaupt nicht existiert: eindeutige Trennlinien zwischen den Epochen. Epochenbezeichnungen, die mit qualifizierenden Bilderläuterungen belegt sind (die wir ihnen erst andichten!), täuschen uns darüber, dass damit einem Ordnungsschema nicht dem betreffenden Zeitraum Hervorgebrachten nicht gerecht werden.“ Immer herrscht die Gefahr, dass wir [...] literarische [...] wie Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik, Romantik. Die Namen erwecken die Illusion, als gäbe es tatsächlich diese Epochen, so als wären sie gewesen. Oftmals [...] literarischer Werke in dem die Epochenbestimmungen besser begreifbare Wege zu den einzelnen Werken, die der Leser dann [...] machen und für sich selbst überprüfen. Aber sind nicht gerade auch das eine Motivation für den Leser aus? Die Fragen stellen heißt, sie nicht einfach bejahen zu können. ''Franco Moretti (2009)'' Literaturgeschichtsschreibung und kann mit den Epochen-Begriffen überhaupt nicht treffend gefasst werden („Würde man [...] Tag für Tag einen Roman interpretieren, hätte man eine Jahrhundertarbeit vor sich. Wobei sie bei Weitem noch nicht einmal annähernd die zeitlichen [...] abdeckt, sondern wäre die Methode: Ein [...] Datum größer oder schlechter verstanden worden, indem einzelne Wissenschaftler über vereinzelte Teilelemente hinweggegangen sind. Es gibt in der Literaturgeschichte keine individuellen Fälle, sondern eher kollektive Systeme, die als solche auch in ihrer Gesamtheit betrachtet werden müssen.“)